X-WELT-X. Gerade erst wollte Christian Lindner ein bisschen Elon und ein bisschen Milei wagen. Eine Antwort kennen wir jetzt: Elon ist direkt drauf eingestiegen: „Nur die AfD kann Deutschland retten!“ „Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse aus der Ferne. Treffen wir uns und ich zeige Ihnen, wofür die FDP steht“, hat der Christian direkt auf „X“ geantwortet. Als wenn es hier um deutsche Politik gehen würde. Da hat jemand eine große Autofabrik in Deutschland, und dieser Elon Musk ist zum Kollegen geworden …

Er schreibt jetzt in der „Welt am Sonntag“. OK! Man bekommt bei „X“ sehr wenig Text unter … Da hat wohl Vertrauen gefehlt in seinem eigenen Internetdienst, um alle deutschen Wähler zu erreichen? Nun lesen allerdings täglich deutlich weniger Menschen die Welt als X (Twitter). Dafür schreiben aber alle anderen Medien, dass die Welt Musk veröffentlicht … Und schon weiß es doch ganz Deutschland!

Es hätte bei 284.000 bleiben können …

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Hat super geklappt! Hätten alle, die den Welt-exklusiven Text nicht veröffentlichen durften, die Klappe gehalten, hätten das gerade mal 284.000 Menschen mitbekommen. So hoch ist laut Statista die Auflage der Welt am Sonntag aktuell. Das wär’s gewesen. Damit wir das auch mal gebracht haben: Wir sollen AfD wählen, sagt Musk …

Wunderbar! Bringt dieser Aufruf nicht am meisten die AfD in Konflikte? Alice Weidel und Tino Chrupalla mögen mich korrigieren, aber bisher habe ich die AfD nicht als Befürworter von Elektromobilität wahrgenommen. Oder habe ich das falsch verstanden? Auf der Internetseite der AfD Bundestagsfraktion finde ich einen Beitrag, der Elektroautos als Spielzeug für Reiche bezeichnet. Die AfD in Brandenburg hat im Juni 2020 einen Sonderausschuss Tesla im Landtag beantragt und davor, wie danach die Landesregierung mit parlamentarischen Anfragen zu Tesla überhäuft. Im selben Jahr gab es eine Infoveranstaltung mit dem Thema „Tesla in Grünheide – Ein Albtraum für Mensch und Natur“ mit ihren Landtagsabgeordneten Lars Günther und Wilko Möller. Ich ahne, da wurden keine Loblieder auf Elektroautos, Tesla oder Elon Musk gesungen? Auch die Remigrationsvorstellungen der AfD sind für die Belegschaft des Grünheider Tesla-Werkes nicht wirklich zukunftsweisend. Aus 150 Nationen kommen Musks Mitarbeiter in Deutschland.

Von Baunatal nach Grünheide?

Sollte Deutschland wider Erwarten nicht von der AfD gerettet werden, könnten allerdings Baunataler und Wolfsburger VW-Arbeiter nach Grünheide umsiedeln … Dann brauchen wir auch weder Großenritte-Nord noch -Süd.

Nun ist Elon Musk tatsächlich aber weder entgangen, dass Donald Trump kein Freund der E-Mobilität ist, noch dass die AfD seit Jahren gegen Elektroautos und Tesla zu Felde zieht. Was liegt einem Milliardär, der jetzt aber mit Elektroautos und außerdem Raketen, die er für die staatliche NASA und gegen Mitbewerber Boeing ins All schießt, sein Geld verdient, wirklich näher, als ein paar Millionen für den aussichtsreichsten Kandidaten locker zu machen. Trump hätte gewiss auch ohne diese Millionen gewonnen. Vielleicht sogar höher! Aber dann wäre Musk jetzt nicht halb so einflussreich und gepampert.

Kir Royal mal anders …

Und wenn die AfD gegen Musk wettert, gleichzeitig aber immer mehr an Bedeutung gewinnt, warum dann nicht den letzten verbliebenen starken Gegner einfach mal mit Lob überhäufen? Musk hat weder das AfD-Parteiprogramm gelesen, noch interessiert ihn das der FDP. Wetten, dass? Das hat er wahrscheinlich mit fast allen, die das hier lesen, gemeinsam …

Warum fällt mir gerade diese Szene mit Millionär Mario Adorf aus Kir Royal zum Journalisten Schimmerlos ein: „Isch scheiß dich sowat von zu mit meinem Geld, dass de keine ruhige Minute mehr hast. Und die Versuchung is‘ so groß, da nimmst’s und dann hab isch dich, dann jehörste mir. Und dann biste mein Knecht. Isch mach mit dir, wat isch will, verstehste, Junge.“ Nun hat es noch nie eine deutsche Partei gegeben, die man mit Knete hätte kaufen können, aber ersetzten wir Geld durch Lob, dann passt’s auch …

Unter Brüdern

So, und jetzt freue ich mich, wenn die AfD im Bundestagswahlkampf zum Danke schön das vorzeitige Verbrenner-Aus propagiert, sich für Kaufprämien beim Erwerb von Elektroautos einsetzt und für Musks Batteriefabrik starkmacht. Das würde sie endlich auch wieder vom Bündnis Sara Wagenknecht unterscheiden. Und wenn ich als Mainstream-Journalist mit meinem Tesla zum nächsten AfD-Parteitag fahre, möchte ich nicht mehr so argwöhnisch betrachtet werden, wie 2018 in Baunatal!

Ja, wir sind jetzt Brüder im Geiste. Im „muskschen Sinne“! Ich war drei Jahre lang stolz, ein Auto aus Brandenburg zu fahren. Die letzten drei Monate wurde ich ständig gefragt, warum ich das immer noch tue. Seit 3 Tagen kann ich wieder ohne Nachdenken aus der Garage fahren. Und dabei beschäftigt mich nicht die Frage, ob mir Elon Musk demnächst stattdessen einen Umrüstsatz auf Diesel- oder Wasserstoffantrieb anbieten wird. Der sitzt in Silicon Valley und grinst über die entrüsteten Reaktionen. Sondern: Wann wird Milei Focus- oder Handelsblatt-Kolumnist und was hat er dem Christian dann – unter Brüdern – zu sagen …?

Ihr

Rainer Sander

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