Statt Schulschwänzen aus Scham und Benachteiligung
SCHWALM-EDER | EDERMÜNDE. Frauen geben durchschnittlich 28 Jahre lang rund 500 Euro jährlich für Tampons, Binden und Medikamente während ihrer Periode aus. Geld, das viele menstruierende Jugendliche nicht haben und deshalb in Schultoiletten Toilettenpapier benutzen oder sich gar nicht erst zur Schule trauen. Grund für einen GRÜNEN-Antrag in der vergangenen Kreistagssitzung.

Man spreche inzwischen von der sogenannten „Periodenarmut“. So sollte der Kreistag beschließen, dass alle Gesamtschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien, Förderschulen und berufsbildenden Schulen des Schwalm-Eder-Kreises mit einem Automaten zur Ausgabe von Hygieneartikeln für Schülerinnen ausgestattet werden. Jeweils einer davon sollte im Vorraum der sanitären Anlagen angebracht werden und eine Ausgabe durch Einwurf einer geringen Geld- oder Wertmünze erfolgen. Der Anschaffungspreis pro Automaten beträgt circa 500 Euro, die Befüllung kostet 500 – 1.000 Euro pro Jahr. 2023 sollen 30.000 Euro im Haushalt eingestellt werden, in den Folgejahren jeweils 15.000 Euro.

Es ging um das „Wie“ und nicht um das „Ob“

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Die Piraten plädierten für Nachhaltigkeit, die FDP für Enttabuisierung, die CDU für Eigenverantwortung und Digitalisierung, die AfD für die beste Freundin, die FW für einen Probelauf. Die Beiträge im Einzelnen:

  • Der weibliche Zyklus halte sich an keinen Zeitplan, so begründete Hellen Bockskopf (B90/GRÜNE) den Antrag. Betroffene Kinder und Jugendliche handelten aus Schamgefühl oder Ethnologischen Gründen. Es sei eine Geschlechterbenachteiligung, wenn Schülerinnen nicht in die Schule gehen. Ausgabeautomaten. Wertmarken oder 10-Cent-Münzen sollten schon wegen Vandalismus-Gefahren genommen werden. In Schottland seien alle Menstruationsprodukte kostenfrei.
  • Constanze Gläser (PIRATEN) stellte fest, auch Klopapier sei nicht immer da. Es sei nicht nur ein geringer Betrag, mit dem Frauen belastet sind. Sie wundert sich allerdings, dass sich die GRÜNEN nicht mit nachhaltigen Menstruationsprodukten beschäftigen wie Menstruationstassen. Sie ist dafür, den Antrag in den Kreisausschuss zu verweisen und zunächst ein befristetes Modellprojekt zu installieren.
  • Für Wiebke Knell (FDP) ist die Enttabuisierung wichtig. Freie Demokraten fordern das überall. Menstruation sei immer mit Scham und Unwohlsein verbunden. Auch Grundschulen müsse man einschließen, weil inzwischen teilweise schon Neunjährige menstruieren. Die Ausgabe müsse kostenlos erfolgen und es gelte auszuprobieren, ob das zu Vandalismus führt.
  • Christin Ziegler (CDU) erkennt in dem Antrag Lücken. Wer regelt die Ausgabe von Marken, und wer sorgt für die Automatenbewirtschaftung? Wie lässt sich das kontingentieren? Leichter und kostengünstiger wäre die Hinterlegung in den Sekretariaten und dies sollte der Eigenregelung der Schulen überlassen sein. Die CDU habe Schulen kontaktiert. Viele lagern bereits Binden und Tampons. Problem sei, dass diese oft aus der Kaffeekasse bezahlt oder von Fördervereinen gespendet werden. Das ist nicht richtig. Man könne außerdem QR-Codes auf den Schulportalen hinterlegen und die Ausgabe digitalisieren. Sie bittet um Überweisung an den Ausschuss.
  • Renate Glaser (AfD) beobachtet, dass der Antrag eine ganze Weile durch das Land geistert. Man könne mit Erkenntnissen arbeiten. In Wiesbaden hätten nicht alle Schulen teilgenommen und davon hatten die meisten eine eigene Lösung. Dort liegt ein Bericht vor. Früher habe man die beste Freundin gefragt. Eine Notfallversorgung werde auch von der AfD unterstützt, die Anforderungen seien breit gestreut, alle zu erfüllen sei praktisch nicht möglich. Sie appelliert an die Einbindung der Schülervertretung und für die Verweisung an den Kreisausschuss.
  • Hellen Bockskopf (B90/GRÜNE) befürchtet Missbrauch in den Toiletten, auch sie ist offen für eine Verweisung an den Schulausschuss.
  • Biologielehrer Rüdiger Staffel (FW) traute sich als einziger Mann etwas zum Thema zu sagen: „Der Antrag ist klasse und sinnvoll!“ Er plädierte für die Variante Probelauf. Im Schulausschuss sei der Antrag gut aufgehoben und er ist gespannt auf die Erfahrungen.

Im Grunde waren alle Kreistagsmitglieder dafür und so beschäftigen sich jetzt die Ausschüsse mit dem Thema. (Rainer Sander)

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