Reform der Leitstellenstruktur in Hessen
WIESBADEN. Die Diskussion über eine mögliche Neuordnung des Leitstellensystems in Hessen nimmt an Fahrt auf. Ein aktueller Prüfbericht der Krankenkassen- und Ersatzkassenverbände empfiehlt eine tiefgreifende Reform:

Die derzeit 25 Integrierten Leitstellen, die für die Koordination von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zuständig sind, sollen zusammengelegt werden. Ziel ist eine effizientere Organisation, etwa durch die Bildung größerer Leitstellenbereiche oder eine virtuelle Landesleitstelle mit mehreren Standorten.

Der Bericht verweist auf internationale Beispiele, die zeigen, dass größere Leitstellenstrukturen technisch und logistisch umsetzbar sind. Eine Standardisierung von Abläufen, insbesondere bei der Notrufabfrage, sowie ein transparentes Qualitätsmanagement könnten demnach die Versorgungsqualität erhöhen. Zudem wird eine bessere Logistik bei der Disposition von Einsatzfahrzeugen angestrebt.

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Ein weiterer Aspekt der vorgeschlagenen Reform sind mögliche finanzielle Einsparungen. Eine Modellrechnung geht davon aus, dass bei einer Reduktion auf sechs regionale Leitstellen jährlich rund 42 Millionen Euro eingespart werden könnten. Die Mittel könnten für die Modernisierung der Technik, den Aufbau landesweiter Hintergrunddienste und die Vernetzung der Notrufnummern 112 und 116117 verwendet werden.

Kritik an den Vorschlägen kommt vom Landesfeuerwehrverband Hessen. Präsident Norbert Fischer betont, dass die bestehenden Leitstellen technisch gut ausgestattet, personell qualifiziert besetzt und bereits heute eng vernetzt seien. Die vorhandenen Strukturen hätten sich im Alltag wie auch in Krisen – etwa während der Corona-Pandemie – bewährt.

Besonderes Augenmerk legt der Verband auf die Ortskenntnis der Leitstellenmitarbeitenden. Diese sei ein wesentlicher Faktor für schnelle Hilfe, insbesondere wenn Anrufende unter Stress ihren Standort nicht genau angeben können. Auch das bestehende Überlauf- und Vertretungskonzept zwischen benachbarten Leitstellen wird als Vorteil gesehen.

Zudem werde die Ausbildung aller Disponenten zentral an der Landesfeuerwehrschule in Kassel organisiert und sei auf eine enge Kooperation zwischen den Leitstellen ausgelegt. Neue technische Lösungen wie telemedizinische Dienste könnten die Notfallversorgung ergänzen, aber nicht ersetzen.

Die Debatte über die künftige Struktur der Leitstellen in Hessen ist damit eröffnet. Während der Prüfbericht auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit fokussiert, heben Vertreter der Feuerwehren die Bedeutung regionaler Verankerung und bewährter Abläufe hervor. Eine Entscheidung über mögliche Veränderungen steht noch aus. (wal)

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