Teure Mitarbeiter, die kein Geld zum Arbeiten haben?
SCHWALMSTADT. Im Haushalt 2022 der Stadt Schwalmstadt ist für das operative Geschäft im Bereich des Stadtmarketings ein Etat in Höhe von 75.000 Euro vorgesehen. Davon stehen 10.000 Euro zur unmittelbaren Verwendung zur Verfügung. 65.000 Euro sind mit einem Sperrvermerk versehen. Das heißt, die Stadtverordnetenversammlung muss das Geld jeweils freigeben.

Der Magistrat hat die Stadtverordneten gebeten, die Mittel freizugeben. Bisher hat die Abteilung Wirtschaftsförderung, Tourismus und Stadtmarketing mit übertragenen Mitteln aus dem letzten Jahr und den Einnahmen aus dem Wettbewerb „Ab in die Mitte“ gearbeitet. Mit Blick auf anstehende Veranstaltungen, wie Rotkäppchensonntag oder das Weihnachtsgeschäft und um die Handlungsfähigkeit bis zur Genehmigung des Haushaltes 2023 (wahrscheinlich im 2. Quartal 2023) zu gewährleisten, sei die Aufhebung des Sperrvermerks notwendig.

Auf Events kann nicht mehr hingewiesen und Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden

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Der Gewerbe- und Tourismusverein (GuT) habe in diesem Zusammenhang bereits angemerkt, dass Marketing, Rahmenprogramm, Sicherheit und Straßensperren und der Erfolg von für Events wie Verkaufsoffene Sonntage, in Zukunft eingeschränkt würden. Als nächste Aktionen stehen am 6.11.2022 der Rotkäppchensonntag und die Belebung der Adventszeit an. Folgende Beträge sind betroffen:

  • Rotkäppchensonntag und die Belebung der Adventszeit 20.000 Euro
  • Stadtmarketing (Förderung des Einzelhandels, verkaufsoffene Sonntage, zusätzliche Aktionen beispielsweise in der Bahnhofstraße, Vorplanungen zur Erweiterung des Bauernmarktes; Marketingmaßnahmen für eine geplante Ausstellung „Die Maschinen des Leonardo da Vinci“ etc.) 25.000 Euro
  • Marketingaktivitäten im Allgemeinen (Tagesgeschäft, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Doppelseite Schwälmer Bote, Umsetzung des Bauernmarktes, Schwälmer Weihnachtsmarkt, Scherzmarkt und anderes) 20.000 Euro

die Vorlage geht davon aus, dass viele Ideen realisiert worden wären, wenn die Budgets hierfür nicht zur Verfügung gestanden hätten. Mit einem zeitraubenden Prozess der Mittelfreigabe über Magistrat und Stadtverordnetenversammlung wären hätte die Zeit nicht gereicht.

Fachleute mit Mitteln ausstatten oder Abteilung schließen?

Der Magistrat hatte der Stadtverordnetenversammlung als Beschluss, den Sperrvermerk über 65.000 Euro zu löschen. Der Haupt- und Finanzausschuss hingegen empfahl den Sperrvermerk um fünf und 25.000 Euro auf dann noch 40.000 Euro zu senken.

  • Die SPD, so Sebastian Vogt (SPD) wolle den gesperrten Vertrag freigeben, und zwar ganz. Das operative Geschäft müsse laufen. Wer wirtschaftlich denken kann, sehe Handlungsbedarf. Das Budget sei überschaubar und im Vergleich zu anderen Haushaltspositionen Peanuts. Erst im Juni nächsten Jahres würde der neue Haushalt beschlossen. Die im Nachtragshaushalt festgestellten 2,8 Millionen Euro Mehreinnahmen an Gewerbesteuer seien das beste Argument für eine funktionierende Wirtschaftsförderung. Diese müsse aber arbeiten können.
  • Thomas Kölle (PARTEILOS) stellte fest: „Die Mitarbeiter sind nun mal da. Dann muss man sie auch adäquat ausstatten. Sonst können sie nicht arbeiten. Ich weiß nicht, was wir noch alles lesen möchten. Wie stehen wir denn draußen da?“ Die Alternative wäre, die Abteilung zu schließen und Herrn Nehrenberg und Co fristlos entlassen. 480 Euro habe die Debatte gekostet, ob das Sinn ergibt. Er bittet um Anträge, aus denen hervorgeht, was passieren soll, anstatt Sperrvermerke zu beschließen.
  • Ruth Engelbrecht (B 90/GRÜNE) möchte nicht, dass jetzt immer kleinteiligere Beträge zur Freigabe diskutiert werden. Das koste Zeit, Energie und Geld: „Wenn wir Fachleute beschäftigen, müssen wir sie auch arbeiten lassen.“
  • Bürgermeister Stefan Pinhard stellte fest, wenn nur 25.000 Euro ausgegeben werden dürfen, sei am Jahresanfang gar kein Geld mehr da.

Stadtmarketing arbeitet nicht so, wie geplant?

  • Dr. Constantin Schmitt (FDP) fehlen einfach Informationen. Die FDP wolle sich nicht in Details einmischen, also auch keine Aufgaben formulieren. Es müsse dem Parlament aber erzählt werden, was das Stadtmarketing vorhat. Seine Fraktion hatte sich für eine Erhöhung des Budgets ausgesprochen, damit Vermarktungsanstrengungen als Wohnstadt und für Gewerbeansiedlungen stattfinden. Genau das sei aber nicht erfolgt. Man müsse im nächsten Haushalt dafür werben, dass das im Detail adressiert wird.

Die vollständige Löschung wurde mit 14 Nein-Stimmen bei 12 Ja-Stimmen abgelehnt. Die Reduzierung auf 40.000 hingegen mit 13 Ja- Stimmen, bei 4 Nein-Stimmen und 9 Enthaltungen angenommen. (Rainer Sander)

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