SCHWALMSTADT (wal). Nach jahrzehntelanger Planung und rund elfjährigem Bau wurde am Donnerstag der knapp zwölf Kilometer lange Lückenschluss der Bundesautobahn 49 zwischen Neuental und Schwalmstadt (Schwalm-Eder-Kreis) mit dem symbolischen Durchschnitt eines Bandes vor dem Tunnel bei Frankenhain (Carmen-Tunnel) für den Verkehr freigegeben. Begleitet wurde die Veranstaltung von verbal teils ausartenden (scheiß Politiker Rufe), aber sonst friedlichen Protesten von rund 40 Menschen, die die Autobahn 49 ablehnen.

Zahlreiche Polizisten sicherten die Strecke gegen möglicherweise militante Protestanten ab. Unter anderem war seit dem frühen Morgen auch die Besatzung eines Polizeihubschraubers aus Egelsbach im Einsatz. Zu Abseil- und Anklebeaktionen kam es nicht. Der vorsorglich vor Ort befindliche Gefangenentransporter der Polizei blieb leer.

Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH sowie Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen sowie zahlreiche lokale Ehrengäste (unter anderem Regierungspräsident Mark Weinmeister und Schwalm-Eders Landrat Winfried Becker), durchschnitten ein Band und gaben damit die Strecke frei.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Verkehr in beide Richtung floss.

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Jeder Kilometer Autobahn kostet den Steuerzahlen rund 21 Mio. Euro. Oliver Luksic betonte bei der Verkehrsfreigabe am Südportal des Tunnels die Bedeutung der A 49: „Wir sind dem Lückenschluss zur Anbindung an die A 5 heute ein wichtiges Stück nähergekommen. Mit der A 49 verbessern wir die Infrastruktur deutlich. Davon profitieren die Wirtschaftsräume Nordhessens und Mittelhessens, denn Mobilität ist ein wichtiger Standortfaktor.“ Der Streckenabschnitt schließt an die bestehende A 49 bei Neuental-Bischhausen an und endet bei Schwalmstadt-Treysa mit dem Anschluss an die B 454. Sie besteht aus 19 Bauwerken, einschließlich des Carmen-Tunnels. Stephan Krenz: „Ich freue mich, dass wir vor dem Hintergrund von Covid-19 und der Ukraine-Krise sowie der damit verbundenen Rohstoffknappheit und Kostensteigerungen pünktlich und im Rahmen des Budgets fertig geworden sind.“

Im Mai 2009 wurde der Planfeststellungsbeschluss bestandskräftig. Der erste Spatenstich erfolgte im März 2011 für das Überführungsbauwerk der B 454 an der heutigen Anschlussstelle Schwalmstadt.

Die A 49 zwischen Neuental und Schwalmstadt

  • Planfeststellungsbeschluss/Baurecht seit 28.05.2009
  • Baubeginn: März 2011
  • Gesamtlänge: 11,8 km
  • Gesamtkosten ca. 250 Mio. Euro
  • Prognose durchschnittliche tägliche Verkehrsmenge (DTV): 38.000 Fahrzeug in 24h
  • vier Talbrücken (LW = Länge zwischen den Widerlagern)
  • Talbauwerk Goldbach (Bauzeit 8/2018 bis 6/2019), LW = 285m, Kosten ca. 24,0 Mio. Euro
  • Talbauwerk Schlierbach (Bauzeit 1/2017 bis 3/2019), LW = 170m, Kosten ca. 10,1 Mio. Euro
  • Talbauwerk Todenbach (Bauzeit 10/2015 bis 11/2017), LW = 259m, Kosten ca. 11,3 Mio. Euro
  • Talbauwerk Katzenbach (Bauzeit 7/2016 bis 8/2018), LW = 252m, Kosten ca. 12,3 Mio. Euro
  • ein Tunnel: TU Frankenhain (Bauzeit 4/2013 bis 7/2016), L ca. 900 m, Kosten ca. 52,3 Mio. Euro, Tunneldurchschlag der Oströhre im Rahmen der „Barbarafeier“ am 04.12.2013
  • eine Grünbrücke für Wildwechsel (Bauzeit 1/2017 bis 3/2019) LW = 62 m, Kosten ca. 3,7 Mio. Euro
  • sieben Überführungs-/Unterführungsbauwerke für Landes-/Kreisstraßen und Wirtschaftswege
  • zwei Anschlussstellen: AS Schwalmstadt-Treysa, zur Anbindung der L3155 und der B454 über einen 2,3 km langen Zubringer zum Ortsteil Treysa, sowie die AS Neuental-Bischhausen (Teilfreigabe im Oktober 2021).

Der Streckenbau wurde in drei Bauabschnitte aufgeteilt

  • Mittelabschnitt: Bauzeit Januar 2017 bis März 2019
  • Südabschnitt: Bauzeit Juli 2018 bis Juli 2020
  • Nordabschnitt: Oktober 2018 bis Juni 2022 (wal)

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