Erstmeldung
Nach 270 Jahren schließt die HÜTT-Brauerei in Baunatal
BAUNATAL. Die HÜTT-Brauerei in Baunatal stellt nach 270 Jahren ihren Betrieb ein. Geschäftsführer und Inhaber Frank Bettenhäuser (68) beendet nach mehr als 40 Jahren im Beruf altersbedingt seine Tätigkeit. Da sich keine Nachfolgelösung gefunden hat, wird das Unternehmen geordnet liquidiert.

Familienbetrieb in neunter Generation

Die Brauerei war über neun Generationen hinweg in Familienbesitz. Der Name HÜTT stand in Nordhessen für regionale Verankerung, Verlässlichkeit und eine enge Bindung an Gastronomie und Kundschaft. Auch die Marken Hütt und Hessisch Löwen prägten das regionale Bierangebot.

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Keine Nachfolge gefunden

Trotz langjähriger Bemühungen fand sich kein Investor oder Käufer, der den Fortbestand sichern konnte. „Mit Blick auf eine sichere Zukunft habe ich intensiv nach einer Lösung gesucht“, erklärte Bettenhäuser. „Leider ohne Erfolg.“

Strukturwandel in der Brauwirtschaft

Die Schließung steht auch im Zusammenhang mit den Entwicklungen im deutschen Biermarkt. In Hessen sank das Brauvolumen von sieben Millionen Hektolitern im Jahr 1980 auf 1,24 Millionen im Jahr 2024 – ein Rückgang um rund 83 Prozent.

Von der angekündigten Schließung nicht betroffen ist das traditionsreiche Brauhaus Knallhütte. Die überregional bekannte Gastronomie wird weitergeführt. Historisch hat der Standort besondere Bedeutung: Hier lebte Dorothea Viehmann, die als Märchenerzählerin der Brüder Grimm berühmt wurde. Viele ihrer Geschichten fanden von diesem Ort aus Eingang in die weltbekannte Sammlung. Damit bleibt ein kultureller Ankerpunkt Nordhessens erhalten.

Hoffnung auf Investor

Ganz abgeschlossen ist das Kapitel dennoch nicht. Unternehmenschef Frank Bettenhäuser erklärte, er könne den Prozess jederzeit stoppen, falls sich durch die öffentliche Bekanntgabe noch ein Investor oder Käufer finde. Auch die Marke Hütt könnte veräußert werden, sodass das Areal separat verwertet würde. „Mein Prinzip der Hoffnung bleibt bis zum Schluss“, so Bettenhäuser.

Ende einer Biertradition

Mit dem Ende der Hütt-Brauerei verliert die Region Kassel ihre letzte eigenständige Biermarke. Für viele Nordhessen ist das Bier mit regionalen Festen verbunden – etwa beim Zissel, auf der Wehlheider Kirmes, auf Hessentagen oder beim Stadtfest in Baunatal. Bettenhäuser fasste zusammen: „Heute stirbt ein Stück nordhessische Kultur.“

Der Folgeartikel von Rainer Sander:

https://nh24.de/2025/08/29/welches-bier-ab-jetzt-zur-ahlen-wurscht/#more-291882

Geordnete Abwicklung

Bettenhäuser kündigte an, die Liquidation so zu gestalten, dass für die 38 Mitarbeitenden, Zulieferer und Partner eine systematische Abwicklung gewährleistet ist. Sollte sich während des Prozesses ein Käufer finden, sei er zu Gesprächen bereit. (wal)

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