SCHWALMSTADT-FRANKENHAIN. Ein neues Kapitel in der lokalen Energieversorgung beginnt in Frankenhain: Mit der Gründung der Nahwärme Frankenhain eG am Donnerstag wird die Vision einer gemeinschaftlich getragenen und nachhaltigen Energieversorgung Realität.

Inspiriert von Friedrich Wilhelm Raiffeisens Grundsatz „was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“, haben sich vor drei Jahren acht engagierte Bürger Frankenhains zusammengefunden, um die Möglichkeit einer eigenen Nahwärmeversorgung zu erkunden.

Drei Jahre intensiver Vorarbeit, in denen zahlreiche Konzepte diskutiert, verworfen und neu entwickelt wurden, mündeten nun in der offiziellen Gründung der Genossenschaft. „Es war ein Prozess mit vielen Höhen und Tiefen, aber wir haben gemeinsam viel gelernt und sind jetzt bereit für diesen wichtigen Schritt“, so die einstimmige Meinung der Projektgruppe.

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Die Rechtsform der Genossenschaft ermöglicht eine ideale Bürgerbeteiligung. Jeder zukünftige Kunde der Nahwärme Frankenhain wird Mitglied und investiert durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen in das Projekt. Im Gegenzug erhält jedes Mitglied den notwendigen Hausanschluss für Heizungswärme und Warmwasser. Die Struktur der Genossenschaft garantiert dabei demokratische Prinzipien und Gleichberechtigung: unabhängig von der Höhe der Beteiligung hat jedes Mitglied genau eine Stimme.

Während der Gründungsversammlung wurden neben dem aktuellen Planungsstand auch die Satzung der Genossenschaft detailliert vorgestellt. Unterstützt wurde die Gründung von Frau Watzke vom Genoverband e. V. Neu-Isenburg. Zudem wählten die Gründungsmitglieder einen Aufsichtsrat, bestehend aus Michaela Walck, Martin Plag und Reiner Schmidt, mit Thomas Fischer als Vorsitzendem und Arno Dörr als seinem Stellvertreter.

Der Aufsichtsrat berief anschließend Harald Gömpel, Frank Bruchholz und Armin Happel als gleichberechtigte Vorstandsmitglieder.

Frankenhain bietet ideale Voraussetzungen für eine zentrale Nahwärmeversorgung. Das Dorf, bekannt für seine Straßendorfstruktur, benötigt lediglich ein ca. 2 Kilometer langes Wärmenetz. Diese geringe Trassenlänge sowie die hohe Dichte der Wärmeabnehmer schaffen optimale Bedingungen für wirtschaftlich attraktive Wärmepreise für die Genossenschaftsmitglieder.

Das innovative Energiekonzept basiert auf drei Säulen: Eine Photovoltaikanlage generiert Strom für eine Wärmepumpe, ein Pufferspeicher sichert die Warmwasserversorgung für sonnenärmere Tage, und ein Biomassekessel sowie ein Biogas-Spitzenlastkessel dienen als weitere Energiequellen. Besonders zukunftsweisend ist die Möglichkeit, in den kommenden Jahren moderne Technologien wie die Wasserstofftechnik zu integrieren.

Die ökologische Bilanz des Projekts ist beeindruckend: Es wird mit einer CO₂-Einsparung von 61 % gegenüber herkömmlicher Ölheizung gerechnet. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf ca. 4,2 Millionen Euro, wobei eine Förderung von etwa 30 % durch Bundesmittel für effiziente Wärmenetze erwartet wird.

Bei der Realisierung wird das Nahwärmeprojekt von der Firma Viessmann und der Stadt Schwalmstadt unterstützt. Trotz der noch anstehenden Planungen und Abstimmungen hält die Genossenschaft an ihrem Ziel fest, bereits in der Heizperiode 2025/26 Nahwärme für Frankenhain bereitzustellen. Ein ambitioniertes Vorhaben, das zeigt, wie Bürgerengagement und innovative Energiekonzepte Hand in Hand eine nachhaltige und autarke Zukunft gestalten können. (wal)

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