BORKEN. Manchmal kommen Minister einfach so vorbei. Also, wenn’s der Wissenschaft dient beispielsweise. Heute war Minister Timon Gremmels zu Besuch in Borken im Hessischen Bergbaumuseum und ließ sich die Welt über und vor allem unter Tage erklären. Als Nordhesse und Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur ist er für die documenta. Aber auch 400 Museen in Hessen „zuständig“.
Wenn solche Besuche Zeugnisse liefern für die Förderwürdigkeit, dann lohnen sie sich für die Besuchten ganz sicher. Der Minister zeigte sich beeindruckt von der Präsentation im Museum: Sie machen das toll“, resümierte er schon beim Vortrag von Museumsleiter Ingo Sielaff. Dass für das aktuelle Sorgenkind, die Besucherbahn im Themenpark, der nicht auf der Agenda stand, 25.000 Euro zur Anschaffung von 300 Betonschwellen fehlen, hat Gremmels registriert, kann den Förderantrag allerdings nicht entscheiden. Der Förderverein bekommt aber spontan 500 Euro für seine Arbeit. Kassiererin Sonja Lehmann freute sich.
Bald erstes und einziges Museum mit Themenbereich Klimawandel
Gremmels ist aus Niestetal und da weiß man natürlich um die Rolle Borkens als ehemaligen Bergbau- und Energiestandort und das tragische Unglück am 1. Juni 1988, womit das Ende des Braunkohlebergbaus eingeleitet wurde. Zugleich das Ende der Kohleverstromung, wie Ingo Sielaff schilderte. Der Museumschef erklärte dem zuständigen Fachminister schließlich die aktuellen Pläne zu genau diesem Thema. Das Hessischen Bergbaumuseum Borken wird bundesweit das erste sein, dass sich dem Thema Klimawandel stellt und im Außenbereich dazu eine neue Dauerausstellung plant. Die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und den Gegenwartsproblemen soll hier greifbar sein. So, wie das ganze Museum im Demonstrationsbetrieb arbeitet.
Im Bergbau ist das Thema nicht bliebt, räumt er ein. Borken ergreift die Initiative und die Chance, gerade mit den jüngeren Generationen in Dialog zu treten und die Zusammenhänge sichtbar werden zu lassen. „Wir können zeigen, wie die Kohle vor 50 Millionen Jahren entstanden ist, wie sie abgebaut und verstromt wurde und welche Spuren 66 Millionen Tonnen Braunkohle, sogenannte Bilanzkohle, die hier verbrannt wurden, in der Umwelt hinterlassen haben. Das CO2 ist noch in der Umwelt.“
Harte Arbeitsbedingungen hautnah nachempfunden
Marcel Pritsch begrüßte nicht nur den Minister, sondern auch zahlreiche Stadträte und Stadtverordnete, die sich dem Rundgang unter Tage anschlossen. 450.000 Euro, so Pritsch, ist der Stadt das Museum selbst pro Jahr wert. Unter Tage konnte der Minister selbst hautnah erleben, welchem Lärm, welcher Dunkelheit und welch schwerer Arbeit die Kumpel ausgesetzt waren. 10 Tonnen hat ein Kumpel im Tiefbau pro Schicht abgebaut. Mit 55 gingen sie in Rente. Den 56. Geburtstag haben viele nicht erlebt. (rs)
































