SCHWALMSTADT | WILLINGSHAUSEN. Der geplante Windpark in Willingshausen-Wasenberg an der Gemarkungsgrenze zu Schwalmstadt entwickelt sich immer mehr zum Politikum. Während in Willingshausen die Weichen für das Projekt gestellt werden, werfen Anwohner aus Treysa und Wiera Bürgermeister Tobias Kreuter Untätigkeit, mangelndes Wissen und fehlendes Interesse an den Sorgen der Bürger vor.

In gleich zwei offenen Briefen wird Kreuter scharf attackiert. Schon nach einem persönlichen Gespräch mit ihm blieb bei den Anwohnern der Eindruck einer „lethargischen Haltung“ zurück. Kreuter, so der Vorwurf der Bürgerinitiative, nehme die Bedenken der Betroffenen nicht ernst und verweise lediglich auf Formalien.

Besonders schwer wiegt der Vorwurf fachlicher Unkenntnis. In seiner Stellungnahme habe Kreuter erklärt, dass die Gewerbesteuer des Windparks Schwalmstadt zugutekäme. Tatsächlich aber sieht die seit Jahren geltende Rechtslage vor, dass bis zu 90 Prozent der Gewerbesteuer an die Standortgemeinde Willingshausen gehen. „Es ist schon erstaunlich, dass Ihnen dies nicht bekannt ist“, heißt es im zweiten Schreiben unmissverständlich. Für Schwalmstadt bliebe also nichts – entgegen der Darstellung des Bürgermeisters.

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Noch gravierender: Kreuter wird Empathielosigkeit vorgeworfen. „Null-komma-null Verständnis“ für die Sorgen der Menschen in Treysa und Wiera bescheinigen ihm die Anwohner. Statt die eigene Bevölkerung vor Lärm, Schattenwurf und dem drohenden Eingriff in die Trinkwasserversorgung beim Tiefbrunnen Igelsheide zu schützen, so der Tenor der Briefe, stelle sich der Bürgermeister faktisch auf die Seite der Nachbargemeinde Willingshausen.

Die Interessengemeinschaft um Werner Carli kündigt massiven Widerstand an, spricht von möglicher Klage und davon, das Thema zum Wahlkampfschwerpunkt zu machen. Während Profiteure wie die Wasenberger Landwirte und die VR-Bank HessenLand durch den Windpark hohe Gewinne einfahren würden, blieben die Bürger von Treysa und Wiera nach Ansicht der Kritiker die klaren Verlierer.

Mit seiner Haltung riskiert Kreuter nicht nur das Vertrauen der betroffenen Anwohner, sondern liefert auch eine offene Flanke für seine politischen Gegner. Der Vorwurf: Wer als Bürgermeister nicht einmal die Grundlagen der Rechtslage kennt und die eigenen Bürger ignoriert, stellt sich selbst ins Abseits.

Aus Gründen der Transparenz haben wir den Briefwechsel zwischen der Bürgerinitiative und dem Magistrat der Stadt Schwalmstadt – Bürgermeister Tobias Kreuter – als herunterladbare PDF im Original veröffentlicht. (wal)

Brief 1 Bürgerinitiative

Antwort Magistrat Schwalmstadt

Brief 2 Bürgerinitiative

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