KASSEL. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hat bei ihrer Frühjahrssynode am Freitagabend (9. Mai) wegweisende Entscheidungen getroffen: Zum einen verabschiedete die Synode Thesen zur Neuausrichtung des kirchlichen Segenshandelns, zum anderen stimmte sie der Bildung einer gemeinsamen Evangelischen Hochschule Hessen (EHH) zu.

Beide Beschlüsse sollen dazu beitragen, die Kirche zukunftsfähig zu gestalten – sei es durch neue Formen der spirituellen Begleitung oder die Sicherung theologischer und sozialer Fachkräfte.

Segen für alle – Kirche will Begleitung im Leben stärken
Mit dem Beschluss zur Neuausrichtung des segnenden Handelns will die EKKW Menschen künftig stärker an den Übergängen ihres Lebens begleiten – etwa bei Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Trauerfeiern. Zugleich sollen neue, kreative Segensformate möglich werden. Die Landeskirche reagiert damit auf gesellschaftliche Veränderungen, wachsende Distanz zur Institution Kirche und eine steigende Nachfrage nach individuellen Gestaltungen, wie sie oft durch freie Rednerinnen und Redner angeboten werden.

ANZEIGE

Zentrale Punkte der Neuausrichtung sind:

  • Segenshandlungen wie Taufen oder Trauungen werden nicht mehr an die örtliche Kirchengemeinde (Parochie) gebunden sein.
  • Segenshandlungen stehen auch Nicht-Mitgliedern offen. Für diese können Gebühren erhoben werden.
  • Informationen zu Kasualien sollen einheitlich, verständlich und leicht zugänglich vermittelt werden.
  • In den Regionen sind besondere Segensaktionen wie Tauffeste geplant.
  • Dienstzeiten und Ressourcen der Mitarbeitenden im Verkündigungsdienst sollen verbindlich geregelt werden, um Belastungen abzufedern.
  • Die Aus- und Weiterbildung erhält einen besonderen Stellenwert.

„Segen eröffnet einen Raum, in dem Gottes Gegenwart erlebbar wird“, sagte Propst Dr. Volker Mantey, Vorsitzender der Liturgischen Kammer, die das Konzept erarbeitet hat. Die Landessynode will im Herbst 2026 abschließend über die Umsetzung entscheiden.

Fusion zur Evangelischen Hochschule Hessen beschlossen
Die zweite zentrale Entscheidung der Frühjahrssynode betrifft die akademische Ausbildung im kirchlichen Bereich: Die Landeskirche stimmte der Fusion der Evangelischen Hochschule Darmstadt (EHD) – einschließlich ihres Standorts in Schwalmstadt-Treysa – mit der CVJM-Hochschule Kassel zu. Ziel ist die Gründung einer gemeinsamen Evangelischen Hochschule Hessen (EHH). Neben der EKKW tragen auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), der CVJM-Gesamtverband in Deutschland und das Land Hessen das Projekt.

Alle Fotos ©medio.tv/Christian Schauderna

Die neue Hochschule soll langfristig stabil finanziert werden. Das Land Hessen plant, bis 2030 rund 70 Prozent der Kosten zu übernehmen. Die beiden Landeskirchen und der CVJM würden gemeinsam 26 Prozent tragen. Den Rest soll die EHH über eigene Einnahmen erwirtschaften.

Für die EKKW bedeute die Fusion eine strategische Investition in den kirchlichen Nachwuchs, erklärte Prof. Dr. Regina Sommer, Leiterin des Referats Theologische Aus-, Fort- und Weiterbildung. „Evangelisch profilierte Fachkräfte für soziale, diakonische und religionspädagogische Aufgaben werden dringend gebraucht.“

Die Landessynode der EKHN hatte bereits am 8. Mai zugestimmt. Die Entscheidung des CVJM-Gesamtverbands steht noch aus. Der Kooperationsvertrag tritt erst in Kraft, wenn auch das Land Hessen die Finanzierung verbindlich zugesagt hat.

Das Bild
Diakon Dr. Stefan Wick, Liturgiereferent des Bistums Fulda mit dem Grußwort des Bistums Fulda – Die Landessynode der EKKW kommt vom 08.-10.05.2025 zu ihrer Frühjahrstagung im norhessischen Hofgeismar zusammen. Themenschwerpunkte sind die Weiterentwicklung des Pfarramts zum Pfarrberuf, eine neue Kasualstrategie der Landeskirche sowie die Haushaltskonsolidierung. (wal)

ANZEIGE