AKTUALISIERT
28 Festnahmen nach Demonstration
SCHWALMSTADT. 33 Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Mittwoch an einer Protestaktion auf dem im Bau befindlichen Streckenabschnitt der Autobahn 49 in Schwalmstadt-Treysa (Schwalm-Eder-Kreis) demonstriert. Aktuell wird zwischen der Anschlussstelle Schwalmstadt und der in rund eineinhalb Kilometern Entfernung gelegenen Talbrücke die Südfahrbahn betoniert.

Um kurz nach 9 Uhr betätigten Aktivisten den Notausschalter des Betonfertigers, der dann auch sofort stoppte. In diesem Zusammenhang soll es auch zu einer verbalen Auseinandersetzung mit einem Arbeiter gekommen sein, der das Notaus der Maschine nicht so einfach hinnehmen wollte und der den Fertiger wieder in Betrieb setzte, trotz der Demonstranten im Gefahrenbereich.
In der Folge ketteten sich Demonstranten an und auf der Maschine sowie einem auf einem Anhänger montierten mehrere Meter hohem gelben „X“ fest.

„Jeder zusätzliche Kilometer Autobahn zerstört wertvolle Natur und führt uns weiter weg von einer klimaverträglichen Mobilität. Wir brauchen eine Verkehrsplanung, bei der Natur und Klima nicht länger unter die Räder kommen. Statt immer mehr Betonpisten brauchen wir einen konsequenten Ausbau der Bahn“, so Lena Donat, Greenpeace-Mobilitätsexpertin.

Bis gegen 15:30 Uhr tat sich nicht viel, außer, dass ein Arbeiter mit einem Hochdruckreiniger die Maschine säuberte, um sie vorübergehend stillzulegen und Polizisten sowie Demonstranten auf dem heißen Beton ausharrten. Der zwischen den beiden Teilen des zwölf Meter breiten und mehrere Meter langen Betonfertigers bereits aufgebrachte Beton musste von einem Bagger abgetragen, auf Lkw geladen und letztlich entsorgt werden. Wie eine Demonstrantin sagte, habe man mit der Aktion mehrere Hundert Meter Autobahnbau verzögert.

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https://fb.watch/kTjfwU12zT/

Die Polizei hatte die Einsatzkräfte verstärkt. Untere anderem trafen eine „Technische Einheit“ aus Südhessen und Spezialkräfte eines Sondereinsatzkommandos aus Niedersachsen ein, die die Demonstranten aus den Ketten befreien  – ihre Arme hatten die Aktivisten in Röhren, die zudem mit einer verschlossenen Kette verbunden waren – und aus mehreren Meter Höhe herunterholen sollten. Für drei junge Frauen, eine war auf dem „X“ und zwei weitere Frauen auf dem Fertiger, kamen auch Feuerwehrleute aus Schwalmstadt zum Einsatz, die für die Spezialisten aus Niedersachsen die Drehleiter bedienten.

Die Beamten begannen um kurz vor 16 Uhr, nach der mehrmaligen Aufforderung, den Fertiger freizugeben und den Bereich freiwillig zu verlassen, die Demonstranten mit gutem Zureden zu entfernen. Die Frauen und Männer gaben sich ihrem Schicksal hin und ließen sich dann friedlich und widerstandslos zu den bereitgestellten Gefangenentransportern bringen.

28 Festnahmen

Die Polizei hat 28 Demonstranten wegen des Verdachts der Nötigung vorläufig festgenommen, abgeführt und unter anderem für eine erkennungsdienstliche Behandlung auf eine Polizeistation gebracht. Die letzten Festgenommenen konnten die Polizeistation gegen 21 Uhr verlassen. Gegen alle 28 wurde ein Verfahren wegen § 240 StGB (Nötigung) eingeleitet.

Neben der Polizei, die mit „ausreichend vielen Kräften“ im Einsatz war, darunter Polizisten aus dem Schwalm-Eder-Kreis und auch aus benachbarten Landkreisen, waren auch Kriminalpolizisten des Staatsschutzes sowie eine DRK-Rettungswagenbesatzung und die Feuerwehr Schwalmstadt unter dem stellvertretenden Stadtbrandinspektor Tim Köhler stundenlang vor Ort. Die Abgeordnete der Linkspartei im Hessischen Landtag Heidemarie Scheuch-Paschkewitz machte sich ein eigenes Bild von der Demonstration. Der Dokumentarfilmer Maxi Buck begleitete den Protest mit einer Kamera.

Beamte nahmen die Personalien aller Demonstranten und einiger Pressevertreter auf. Die Demonstration verursachte Kosten in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro. (wal)

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