Sicherheitspolitik ist Gemeinschaftsaufgabe – Dr Atzpodien © Foto: Rainer Sander
Lions-Wirtschaftsforum Fritzlar mit Dr. Hans Christoph Atzpodien
FRITZLAR. Frieden und Sicherheit sind längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Das wurde am vorletzten Freitagabend beim 2. Wirtschaftsforum des Lions Club Fritzlar-Chattengau deutlich. Unter der Überschrift „Herausforderungen der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie“ sprach Dr. Hans Christoph Atzpodien vor rund 150 Gästen.
Er ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV). Der Vortrag in der Stadthalle informierte aber nicht nur über die Lage der Branche, sondern auch die ganzheitlichen Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Erlös geht an Dorfschule in der Ukraine
Lions-Präsident Rildo Campos begrüßte Gäste aus Politik, Wirtschaft und Streitkräften. „Fritzlar ist mit rund 1.500 Soldaten ein bedeutender Garnisonsstandort“, erinnerte er und schlug den Bogen zur regionalen Wirtschaft, die über viele Zulieferer eng mit der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie verbunden ist. Neben Vertretern der Stadt Fritzlar, angeführt von Bürgermeister Hartmut Spogat, der in einem Grußwort die Rolle und Betroffenheit Fritzlars als Bundeswehrstandort schilderte, und Stadtverordnetenvorsteher Mário Jäger, nahmen auch Unternehmer aus ganz Nordhessen teil. Auch eine Delegation aus Gudensbergs Partnerregion in Polen war angereist.
Campos dankte besonders Kai Mardorf von der VR-PartnerBank Chattengau/Schwalm-Eder für die Unterstützung, Moderator Jürgen Fischer für die sachkundige Leitung des Abends und Frank Börner, der das Forum organisiert hatte. Der Erlös des Abends fließt in das Lions-Hilfsprojekt zur Photovoltaikanlage an der Dorfschule Stanislavtschyk in der Westukraine, das Frank Börner vorstellte.
Atzpodien: Sicherheitspolitische Zeitenwende
Dr. Atzpodien zeichnete in seinem Vortrag ein klares Bild der aktuellen Situation: „Wir erleben eine sicherheitspolitische Zeitenwende, die sich nicht nur auf politische Willenserklärungen, sondern auf industrielle Leistungsfähigkeit stützen muss.“ Die 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr seien kein Luxus, sondern „nichts anderes als das Nachholen jahrzehntelanger Versäumnisse“. Gleichzeitig warnte er, dass viele Unternehmen unter Lieferengpässen, Fachkräftemangel und bürokratischen Hürden litten.
Besonders eindringlich sprach Atzpodien über die globale Sicherheitslage: Während Europa nachrüste, investiere Russland bereits wieder massiv in Rüstungsgüter, und China verfolge langfristige strategische Interessen. „Wir müssen wehrhaft sein und zwar militärisch, industriell und mental.“ Die Verteidigungsindustrie, so Atzpodien, sei dabei nicht das Problem, sondern „Teil der Lösung für Frieden durch Abschreckung“.
Diskussion und viele Fragen
In der anschließenden Diskussion, moderiert von Jürgen Fischer, ging es um die Frage, wie Deutschland mit begrenzten Ressourcen und langen Beschaffungswegen umgehen könne. Atzpodien nannte als Beispiel den Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt: „Vor zehn Jahren lagen die USA bei zwei Prozent, heute bei fünf. Wir stehen in Europa erst am Anfang.“ Auch Themen wie Cyberabwehr, Desinformation und der Schutz kritischer Infrastrukturen kamen zur Sprache.
Das Publikum zeigte großes Interesse, viele Fragen zielten auf die regionale Perspektive: Welche Chancen bieten sich für Unternehmen in Nordhessen? Wie kann die Region Fachkräfte halten und ausbilden? Atzpodien betonte: „Gerade mittelständische Betriebe im Raum Kassel, Fritzlar und Schwalm-Eder sind unverzichtbar für die Sicherheitsarchitektur unseres Landes.“
Sicherheit ist Gemeinschaftsaufgabe
Beim anschließenden Get-together an den runden Tischen setzten die Gäste die Gespräche fort, begleitet von den kulinarischen Köstlichkeiten von Konditormeister Florian Hetzler. Für viele war der Abend ein starkes Signal: Sicherheit ist nicht nur Aufgabe der Bundeswehr, sondern ein gemeinsames Projekt von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. (rs)






















































2 Kommentare
Ein Lobbyist, der im Auftrag von Interessengruppen versucht , politische Entscheidungen zu beeinflussen.
Sie machen es einem leicht, Sie einzuschätzen.
Vielen Dank. Aber ich bin nicht Sauer. Vielleicht koönnen Sie gar nichts dazu.
Ein Lobbyist der im Auftrag von Interessengruppen versucht , politische Entscheidungen zu beeinflussen !
Wenn man etwas recherchiert wird alles klar in welche Richtung es geht.
Denn das einzige womit im besten Deutschland noch richtig Umsatz gemacht wird sind Kriegsgüter.
Alle anderen bauen Stellen ab und oder Verlegen ins Ausland.
Also muss für die Waffenlobby die Werbetrommel gerührt werden.