LAUTERBACH. Die Umstellung von der analogen zur digitalen Funktechnik sorgt im Vogelsbergkreis in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehren erneut für Unmut. Eine Vielzahl der Gemeinde- und Brandinspektoren bemängelt die Unterstützung des Landkreises bei der Etablierung der neuen Alarmmelder (Pager) in den Kommunen.
„Die Unterstützung des Vogelsbergkreises in Form des Servicepoints ist absolut mangelhaft und hat schon zu allerlei Frust geführt“, sagte kürzlich eine Führungskraft öffentlich.
Auf Anfrage beschwichtigte die Pressestelle des Vogelsbergkreises zu dem Thema. „Die Umstellung auf den Digitalfunk ist ein langfristiges und in der Umsetzung komplexes Projekt, welches alle Beteiligten fordert“, so die einleitende Stellungnahme. Nach Angaben des Landkreises wurde eine notwendige Einführungsveranstaltung zur digitalen Alarmierung zusammen mit dem Land durchgeführt. „Während der Umsetzung kam es zu Fragestellungen, die das Interesse an einer durch den Kreis organisierten zusätzlichen Schulungsveranstaltung hervorriefen, die jedoch aufgrund der hohen Kosten und des zeitlichen Fortschritts nicht durchgeführt werden konnte“, teilte eine Sprecherin des Landkreises zum weiteren Verlauf mit. Die genannte zusätzliche Schulung ist aus Sicht des Vogelsbergkreises per se nicht seine Aufgabe. „Die zusätzliche Schulung kann von den Kommunen eigenständig im Warenkorb „Digitalfunk“ gebucht und besucht werden“, so die Sprecherin des Kreises. Wie sie sagte, haben die Kommunen als Aufgabenträger die Kosten selbst aufzubringen. Als nachvollziehbar bezeichnete der Landkreis den Unmut zu den Anfragen aus den Reihen der Feuerwehren, die aufgrund ihres technischen Sachverhalts nicht direkt vom Servicepoint des Landkreises beantwortet werden können. Diese Anfragen werden laut Kreisangaben gegebenenfalls zur Klärung unter anderem an das Hessische Präsidium für Technik weitergegeben.
Auf die Frage, wann die Umstellung der Funktechnik abgeschlossen ist, konnte der Vogelsbergkreis keine lösende Antwort geben. „Die Umstellung erfolgt Zug um Zug und in einigen Kommunen ist diese bereits erfolgt. Ein exakter Termin, bis wann die Umstellung für den ganzen Kreis abgeschlossen sein wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht genannt werden“, so die Sprecherin des Landkreises. Aus Sicht des Landkreises besteht jedoch für die Umstellung kein unmittelbarer Zeitdruck, da bis zur endgültigen Umstellung parallel zur digitalen Alarmierung noch die herkömmliche analoge Alarmierung läuft.
Abschließend teilte der Landkreis mit, dass die Leitstellenmitarbeiter im Umgang mit dem Einsatzleitsystem geschult sind. „Aufgetretene Probleme im Rahmen der Umstellung zur digitalen Alarmierung werden analysiert und entsprechend nachgesteuert“, so die Sprecherin des Landkreises. Wie sie sagte, wurde durch die Einführung des Digitalfunks die Einrichtung eines Personalstellenanteils für den Servicepoint des Vogelsbergkreises erforderlich.
Info Digitalfunk:
Bisher wurden Feuerwehr und Rettungsdienst über den veralteten Analogfunk alarmiert. Seit dem Vorjahr erfolgt im Vogelsbergkreis die Umstellung auf eine Alarmierung über das neue digitale Sprach- und Datennetz für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben in Hessen. Es soll verschiedene Verbesserungen bieten, beispielsweise durch eine Ansicht zur Verfügbarkeit von Einsatzkräften, parallele Alarmierungen oder der direkten textlichen Übermittlung von Einsatzinfos.
Info Servicepoint:
Die zuständige Landesstelle für den Digitalfunk arbeitet mit insgesamt 26 Servicepoints der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr zusammen, davon einer in der Kreisverwaltung des Vogelsbergkreises. Ein Servicepoint ist insbesondere für das allgemeine Endgerätemanagement und die Anwenderbetreuung in seinem Zuständigkeitsbereich sowie für den prozessorientierten Service und die Kommunikation von und zur Autorisierten Stelle Hessen verantwortlich. Hierzu zählen unter anderem die Überwachung der Funkversorgung im eigenen Zuständigkeitsbereich, die Entgegennahme und Weiterleitung von Störungsmeldungen sowie die Datenpflege der Funkgeräte/Einsatzmittel im eigenen Leitstellensystem. (pw)
12 Kommentare
Zusätzlich dazu, dass die Gesprächsqualität des Digitalfunk einfach nur miserabel und die Motorala Geräte unpraktische Klötze sind ist die Netzabdeckung im Vogelsberg unterirdisch. In vielen Teilen des VB kann der Digitalfunk deswegen überhaupt nicht aktiv genutzt werden. Meines Erachtens hätte hier erst ein flächendeckender solider Netzaufbau stattfinden müssen bevor man die Geräte etabliert. Bevor hier aber ein Problem beseitigt wird werden gleich neue geschaffen in dem man der FFW mittelalterliche FME aufzwingt. Das System arbeitet größtenteils noch mit Fehlern, aber ein Feedback der Nutzer wird sich hier keins eingeholt.
Interessant nur dass in anderen Bundesländern Digitale Meldeempfänger von anderen Herstellern genommen werden.
Und wir bekommen erzählt Airbus wäre der einzige Hersteller.
Welche anderen Bundesländer meinen Sie denn?
Kann es sein, dass Sie die digitale Pocsac-Alarmierung im 2m-Band (DME) mit Tetra-Alarmierung (TME) verwechseln?
Das liegt daran das Hessen und Bayern unbedingt über das Tetra Netz alarmieren lassen wollen. Dafür gibt’s bis jetzt nur den Airbus DME. In anderen Bundesländern wird über Tetra gefunkt und über ein zweites Digitales Netz alarmiert. Dafür gibt’s dann auch ne größere Auswahl an Meldern.
Was auf jeden Fall noch verbesserungsfähig ist, ist die Netzabdeckung. Denn ich habe festgestellt, dass selbst im Freien in manchen Bereichen des VB nur ein Balken bei der Signalstärke angezeigt wird. Wenn man dann ein Gebäude betritt ist kein Empfang mehr möglich und somit auch keine Alarmierung mehr. hier sollte schnellsten gehandelt werden und vielleicht mit Freifeld Repeatern Abhilfe geschaffen werden.
Da muss dann natürlich nachgebssert werden. Dafür ist es aber wichtig, solche Stellen dem Service-Point zu melden.
Der Meldeempfänger von Airbus ist 2012 entwickelt worden ?? Da könnte man ja nur lachen wenn es nicht so traurig wäre. Auch wenn er nur 400 € kosten würde , wäre er noch 350 € zu teuer! Die Technik die da verbaut wird ist wahrscheinlich aus den 90 er Jahren. Wer jeden Tag mit diesem Melder arbeitet weis das. Insbesondere die Ladeschale ist ein Witz . Man braucht schon einige Versuche um den Melder richtig zu platzieren. Viele dieser Schalen geben wegen dem hakeligen Umgang schnell auf. Der Akku hält kaum einen Tag durch und braucht viel zu lange um aufgeladen zu werden. Uns wurde erzählt das dieser Melder vom Land Hessen vorgeschrieben wird . Eigentlich müssten den Ingenieuren die Hände verdorren . Das Analoge System hat einwandfrei funktioniert. Natürlich waren hier und da Alarmumsetzer aktiv. Aber für die digitale Abdeckung werden noch mehr gebraucht ! Wer veraltete Technik nur kauft weil sie digital ist , verbrennt einfach nur Steuergeld !
Ich weiß gar nicht, ob es einen TME eines anderen Herstellers gibt. Wenn ja, dann darf der unter der Voraussetzung, dass er für das Netz zertifiziert ist, auch angeschafft und benutzt werden. Das Land Hessen hat allerdings für die Landesbeschaffung ausschließlich die Airbus-TME beschafft. So wie es auch nur Motorola-Funkgeräte beschafft hat.
Die kurzen Akku-Laufzeiten sind systembedingt da es sich um aktive Geräte handelt.
Was ist aus Ihrer Sicht denn an den Geräten veraltert?
Alarmumsetzter im digitalen Netz? Wohl eher nicht.
Zum analogen Netz: Die Gleichwellenumsetzer machen immer mehr die Grätsche, die haben Ihre Laufzeit längst überschritten. Und Ersatz wird nicht mehr hergestellt. FuG8 übrigens auch nicht mehr. Wollte man extra für die deutsche BOS wieder Gleichwellenumsetzer und FuG8 produzieren, dann würde das auf Grund der geringen Stückzahl mindestens so teuer wie das digitale Netz.
Abgesehen davon ist die Umrüstung auf Digitalfunk Bestandteil des Schengen-Abkommens.
Die Unfähigkeit der Regierungsbeauftragten in Sachen Digitalisierung wird beim Thema Digitalfunk überaus deutlich. Teure Geräte, schlechte Fahrpläne was die Umstellung angeht. Mit dem Analogfunk war ein zuverlässiges, ausfallsicheres System vorhanden, dass sogar unabhängig von den Netzanbietern betrieben werden konnte und ohne Funklöcher auskam. Neu ist nicht immer besser, vor allem, was den Digitalfunk angeht.
Teure Geräte? Abgesehen von Meldeempfängern kosten die Digitalgeräte – insbesondere wenn sie über den Warenkorb des Landes bezogen wurden – nur einen Bruchteil der Analoggeräte.
Das hessische Gleichfunknetz ist wegen Überalterung und nicht mehr zu beschaffender Ersatzteile schon lange nicht mehr zuverlässig. Außerdem gab es im analogen Netz selbstverständlich auch Funklöcher. Die wurden durch altersbedingte Frequenzabweichungen sogar immer mehr, so dass teilweise sogar wieder Alarmumsetzer in Betrieb genommen werden mussten.
Netzbetreiber war und ist das Land Hessen, egal ob analog oder digital.
Was kostet denn dieser einfache digitale Meldeempfänger mit Stand der Technik 2006?
Wenn man den TME auf dem freien Markt kauft, ist er mit einem Einzelpreis von 600,– € recht teuer. Bei der Beschaffung über das Land Hessen dürfte der Preis 30-40% darunter liegen. Außerdem bekommt jede Kommune für den Feuerwehr-KatS-Zug 25 TME kostenlos vom Land gestellt.
Entwickelt wurde der TME von Airbus übrigens 2012.
Die TME bieten im Gegensatz zur analogen Alarmierung aber einiges an Mehrwert: Aktive Rückmeldemöglichkeit, mehr Alarmadressen, Empfangsanzeige etc.
Kommentare wurden geschlossen.