Schwälmer Winterbuffet am Silbersee
FRIELENDORF. Je näher die Europawahl rückt, desto mehr Europapolitiker, die man sonst nur im Fernsehen sieht, besuchen die Region. Am Freitagabend war mit Günther Oettinger der Haushaltskommissar und langjährige Vizepräsident der Europäischen Kommission am Silbersee – zum 1. Schwälmer Winterbuffet.
Europa ist in der Diskussion. Brauchen wir die EU? Gängelt uns die EU? Verlieren wir unsere Souveränität an die EU? Bezahlen wir für ganz Europa? Was haben wir von Europa? Diese Fragen werden nicht nur gerne diskutiert, sondern auch vielfältig an den unterschiedlichsten Stellen beantwortet. Die CDU Schwalm-Eder hat eine alte Tradition wiederbelebt – wenn auch anders – und zu einem Neujahrsempfang eingeladen. Willkommen waren nicht nur Parteifreunde, sondern auch andere politische Farben, Interessenvertreter, Verbände, Vereine, Firmen, Verwaltungen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Dazu kommen ein prominenter Redner, ein gutes Essen, Getränke und der Rest passiert… Man kommt ins Gespräch, tauscht sich aus und gewinnt an Erkenntnissen.
Weniger Bierzelt, mehr politische Kultur
Aus dem klassischen Schwälmer Heringstopf am Silbersee wurde das Schwälmer Winterbuffet am Silbersee. Es ist gut, nach einer Unterbrechung etwas neues zu versuchen. Lothar Spät, Heiner Geißler, Monika Hohlmeier, Rita Süssmuth, Roland Koch, Günther Beckstein, Friedrich Merz, Norbert Lammert oder Christian Wulff, sie alle waren schon hier. Alles „Typen“ und Charaktere mit Charisma und der Fähigkeit entweder zu polarisieren oder zu erklären und manchmal sogar beides. Manche brachten den Saal, die Kellner und die Parteimitglieder an den Rand des Kollaps, weil sich über 500 Menschen in das alte Restaurant Seeblick zwängten. 150 waren es gestern Abend in der SilberseeAlm: Weniger Bierzeltatmosphäre und markige Worte, mehr Stil, Kommunikation und versöhnliche Worte, in einer Zeit voller Hass, Anfeindung und willkürlicher Unterstellungen.
Allerdings ist Günther Oettinger auch nicht als brillanter Redner berühmt, der Massen mitreißt. Immer, wenn er sich auf dieses wackelige Parkett begeben hat, gab’s in der Vergangenheit Ausrutscher und Pointen, über die viele Menschen lange Zeit entweder geschmunzelt oder den Kopf geschüttelt haben. Als er nach Brüssel ging, war er genau der Archetyp Politiker, der – in der Heimat nicht mehr gebraucht – nach Brüssel weggelobt oder befördert wird.
Amerika first heißt Europa second!
Was im kurzlebigen politischen Alltag voller Aufreger, Eitelkeiten, Ellenbogen, Talkshows und Reden für die Galerie nicht auffällt ist, wenn jemand still, fleißig und akkurat arbeitet, am Schreibtisch – statt in der Öffentlichkeit – Strategien entwirft. Nein, Günther Oettinger ist noch immer kein Redner, der mitreißt, aber er kann die EU erklären. Und das scheint gerade sehr notwendig zu sein!
Die Deutschen sind nur noch ein Prozent der Weltbevölkerung und spielen im Wettbewerb mit Wirtschaftsnationen wie Amerika oder China nur mit und nicht gegen die EU eine Rolle. Was, so fragt er seine Zuhörer, heißt denn „America first“? Doch nur „Europe second“ oder sogar third! Steve Bannon, der Mann, der Donald Trump ins Weiße Haus gebracht hat, lebt jetzt in Europa, erinnert Oettinger, und er berät fast alle Nationalisten, zum Beispiel in Holland, den Visegrad-Staaten oder Italien. Also diejenigen, die Europa nicht wollen. Allerdings: wenn die Amerika-First-Strategen ein einiges Europa nicht wollen, dann sollte Europa anfangen, erwachsen zu werden.
Lieber Schlaglöcher als Funklöcher
Trump, interpretiert Oettinger, erpresst mit dem Dollar andere Länder. Die D-Mark wäre angreifbar. Der Euro ist stattdessen die zweite Leitwährung vor Chinas Yuan. Fünf junge Unternehmen, Facebook, Google, Amazon & Co aus dem Silicon Valley, haben drei Mal so viel Marktkapitalisierung, wie der gesamte DAX mit 30 Traditionsunternehmen. In der Digitalisierung dürfe Deutschland nicht zwischen Silicon Valley und China erdrückt werden. Das drohe auch mit der EU: „Wir sollten lieber Schlaglöcher akzeptieren als Funklöcher!“
Und die Werteordnung? „Neighborhood is destiny“ sagt der, dem man so schlechtes Englisch nachsagt. Englisch schwäbeln geht aber auch nicht… Wer die Ordnung bewahren will, wird auch das nur im europäischen Team schaffen. Die EU sei Friedensunion, Wertegemeinschaft und Binnenmarkt. Das zusammen steht für Freizügigkeit. Kein anderer Kontinent hat diese Freiheit. 19 Länder haben sogar eine gemeinsame Währung. Früher musste man ans Mittelmeer mindestens zwei Grenzkontrollen überwinden und hatte nach jedem Urlaub einen Beutel voll Restgeld…
2019 ist ei
n entscheidendes Jahr
Mit Zöllen wird man kein Exportweltmeister und 2019 könnte ein sehr entscheidendes Jahr werden. Wir entscheiden, so der EU-Kommissar, wo wir 2050 sein wollen!
Reinhard Otto sprach nach dieser schlüssigen und sehr sachlichen Darstellung – aber nicht ohne Leidenschaft vorgetragen – das Schlusswort: Man solle nicht den Rattenfängern folgen. Danach gab’s Ahle Worscht für den Gast und ein leckere Büffet für alle Gäste. (rs)
8 Kommentare
Die EU ist dabei die deutsche Automobilindustrie platt zu machen. Völlig sinnfreie niedrige Grenzwerte, die vermutlich überhaupt nicht zu erreichen sind. Lungenärzte zweifeln an, dass Stickoxide und Feinstaub für Tote verantwortlich sind. Messeinrichtungen die direkt an der Straße stehen, aber nur in Deutschland. Nur weiter so, wenn die Automobilindustrie dem Erdboden gleich gemacht werden soll, gibt es Millionen Arbeitslose + Zulieferindustrie, nochmal Millionen. Und wenn wir alle Autoscooter (E-Auto) fahren, fallen doch auch die Milliarden aus der Mineralölsteuer weg. Gleichzeitig werden Milliarden für den Kohleausstieg benötigt. Nüchtern betrachtet, nicht finanzierbar. Hübsche Zukunft oder?
Ihre Meinung, okay, muss man aber nicht so sehen. Die Autoindustrie wird dadurch nicht platt gemacht, schon überhaupt nicht die Zulieferindustrie. Die Diskussion ist noch lange nicht zu Ende, sie fängt grade erst an. Denn viele Dinge benötigen Brennstoffe und er Diesel ist erst tot, wenn Millionen Haushalte keine Ölfeuerung mehr haben. Diesel und Heizöl sind fast identisch. Dass Diesel heute problematisch ist, hängt mit der Schummelei der Hersteller zusammen. Fast alle synthetischen Stoffe sind aus Erdöl, also wird man noch sehr lange Erdöl fördern. Hat die Autoindustrie erst begriffen, dass ihr in Zukunft noch mehr auf die Finger geschaut wird, werden sie bald merken, dass fossilbetriebene Antriebe einfacher zu produzieren sind als E-Fahrzeuge, denn die seltenen Erden werden schwieriger zu fördern sein als Brennstoffe.
Wenn die Messeinrichtungen nur in Deutschland an der Straße stehen, ist dann auch die EU verantworltich?
Ja wie immer, da kommt einer mit der Statistik daher, wo doch jeder weiß „traue keiner Statisik, die du nicht selber gefälscht hast“. Aber hauptsache Wahlwerbung für die tolle CDU (Mutti ist ja die Beste, wissen wir aus dem Mainstreammedien). AKK = Angelas kleine Kanzlerin, soll ja laut Mainstreammedien noch beliebter sein als Mutti. Stellt sich mir die Frage, ist das Volk wirklich schon so gehirngewaschen???
Nachdenklicher, Sie sollten Ihren Namen überdenken, nachdenken tun Sie nicht.
1. Frau Merkel ist nicht seit 1994 Kanzlerin.
2. Stammtischsprüche über Statisiken dienen nicht zur wirklichen Beurteilung.
3. Steht da nichts von von Wahlwerbung für Frau Merkel.
4. Ob AKK beliebter ist oder nicht spielt auch keine Geige
Das was hier schriftlich niedergelegt wurde, sind nicht mehr als Phrasen. Aber wiederum gängige Polemik, wie man Sie seit Jahren kennt.
Fritz, Sie sollten mal die Fakten bemühen, statt sich auf das populistische Niveau der AFD zu begeben.
Die beigefügte Tabelle zeigt Ihnen, dass sich die Exporte seit 1994 fast vervierfacht haben. Den EU-Binnenmarkt gibt es seit 01.01.1993.
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52842/aussenhandel
Zwischen 1900 und 2002 waren meist die Vereinigten Staaten Exportweltmeister. Nur zwischen 1986 und 1988 sowie 1990 war die Bundesrepublik Deutschland in dieser Periode Exportweltmeister. Von 2003 bis 2008 war Deutschland erneut Exportweltmeister. 2009 war erstmals die Volksrepublik China Exportweltmeister. Also wir waren eben nicht immer Exportweltmeister sondern gerade mal 9 Jahre.
Aber Herr Oettinger, was erzählen Sie dem Volk schon wieder für Märchen! „Mit Zöllen wird man kein Exportweltmeister“ Deutschland war schon immer Exportweltmeister, lange vor einem „Moloch“ namens EU. Man kann nur hoffen das alle etablierten Parteien bei der Europawahl im Mai, die Quittung bekommen. Die EU Geschichte ist, zurück zum Nationalstaat und endlich Schluß mit irgendwelchen gesetzlichen Gängelungen aus Brüssel. Schlimm genug, das die Gesetze in Brüssel gemacht werden und nicht in Berlin. Siebert und Weinmeister dürfen natürlich nicht fehlen in Frielendorf. Hoffentlich waren genug Parkplätze für die Audi A8 der Herren Siebert und Weinmeister vor Ort.
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